Bio? Logisch!

Biokreis: Fusion mit Naturland abgelehnt, Kooperation mit Bioland geschlossen

Die Anbauverbände Bioland und Biokreis rücken enger zusammen: So soll über gemeinsame Qualitätssicherungs-Maßnahmen eine einfache gegenseitige Rohwarenanerkennung auf Basis der Branchenvereinbarung erreicht werden. Sprich: Beide Verbände schaffen sich neue Absatzwege, sichern die Verfügbarkeit von Bio-Rohwaren in Verbandsqualität weiter ab und möchten Komplexität in der Praxis abbauen. Gespräche mit Naturland bezüglich einer möglichen Zusammenarbeit waren hingegen ergebnislos. Im Raum stand auch eine mögliche Fusion von Biokreis und Naturland.

Screenshot: Jens Brehl

Ein Biokreis-Betrieb kann seine Rohwaren an einen Bio-Verarbeiter liefern, wo sie in einem als Bioland ausgelobten Produkt landen – und umgekehrt. „Dies war schon im Rahmen der Branchenvereinbarung möglich. Auf Basis dieser wird die Zusammenarbeit jedoch noch vertieft. Durch die gegenseitige Anerkennung und gemeinsame Weiterentwicklung der Richtlinien sind Biokreis- und Bioland-Rohwaren gleichwertig und können in jedes mit einem der zwei Verbandssiegel ausgelobtes Produkt einfließen“, teilt Biokreis auf Anfrage mit.

„Der Schulterschluss unter den Bioverbänden ist nötiger denn je. So erschließen wir uns neue Synergien für Betriebe, Bündler, Verarbeiter sowie den Handel und werden auch gegenüber der Politik zu einem noch stärkeren Akteur. (…) Wir freuen uns sehr auf die gemeinsame Arbeit mit den Menschen bei Biokreis“, kommentiert Bioland-Vorstand Jörg Quast in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

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Bioland: Netto Eigenmarke BioBio durch die Hintertür?

Bereits 2018 schloss Bioland als erster Anbauverband eine Partnerschaft mit dem Discount – und zwar exklusiv mit Lidl. Zumindest in der Theorie rückt nun Netto, seit Juli Mitglied bei Biokreis, als weiterer Absatzkanal für Bioland-Rohstoffe in noch greifbare Nähe. Dort sind derzeit in ausgewählten Filialen Nackensteaks und Rückensteaks vom Schwein der Eigenmarke BioBio offen als Biokreis-Verbandsware ausgelobt erhältlich. Discounter blieben im vergangenen Jahr auf die Mengen bezogen der Hauptvertriebskanal für Bio-Fleisch mit 17,3 Prozent des gesamten Volumens, erklärte Daniela Schaack auf der diesjährigen Bioschweinetagung.

Neben tegut ist Netto erst der zweite konventionelle Händler strategischer Partner von Biokreis. Ausschlaggebend für den Erfolg ist unter anderem, dass stets genügend Verbandsware erhältlich ist – auch im Hinblick, sollten unter BioBio weitere Biokreis-Produkte folgen. Sind Rohstoffe allerdings nicht verfügbar, kann Bioland im Rahmen der Branchenvereinbarung einspringen, die nun in der geschlossenen Kooperation vertieft und im Alltag vereinfacht werden soll.

Keine Fusion von Biokreis und Naturland

„Wichtig ist allen Beteiligten dabei aber auch, dass wir die Vorleistungen, die Identität und die Einzigartigkeit des jeweils anderen Verbandes gegenseitig anerkennen“, unterstreicht Biokreis-Vorstand Franz Strobl in der Pressemitteilung. Bereits in einem Interview Anfang September bezeichnete Biokreis-Vorstandsvorsitzender Thorsten Block, den Erhalt der Eigenständigkeit seines Verbands als eine der wichtigsten Baustellen.

Zunächst kam Biokreis bezüglich möglicher Kooperationen auf Naturland zu. Intensive Gespräche wurden geführt, wie Naturland-Pressesprecher Markus Fadl auf Anfrage bestätigt. „Ab einem gewissen Punkt wurde eine mögliche Fusion ein Thema, weil eine Zusammenarbeit bei einzelnen Projekten zu kompliziert erschien.“ In die Tiefe ausgearbeitete Konzepte, wie eine solche Fusion von Biokreis und Naturland gestaltet sein könnte, habe es noch nicht gegeben. Biokreis möchte sich zu konkreten Gesprächsinhalten nicht äußern, weil Verschwiegenheit darüber vereinbart wurde. Nur so viel: „Seitens Biokreis gab es jedoch in Vorstandschaft und Geschäftsführung insgesamt keine Zustimmung zu einem solchen Schritt“, heißt es in einer schriftlichen Antwort.

In seiner damaligen Funktion als Biokreis-Geschäftsführer hatte sich Josef Brunnbauer – der den Anbauverband auf eigenen Wunsch zu Anfang Oktober verlassen hatte und kurz darauf als Geschäftsführer für den Bereich Österreich bei Naturland tätig wurde – für eine Fusion mit Naturland ausgesprochen. Der Passauer Neuen Presse gegenüber erklärte Block, dass unter anderem die Aussprache für eine Fusion zum Bruch geführt habe. Brunnbauer betonte im Artikel und im Gespräch mit „über bio“, dass die Strukturen von Biokreis reformiert werden müssten, um der heutigen Marktsituation gerecht zu werden. „Deshalb wollte ich, dass wir uns effizienter, schlanker und marktorientierter aufstellen“, sagte er gegenüber der Passauer Neuen Presse. Ein solcher Prozess wurde angestoßen, fand aber in der diesjährigen Mitgliederversammlung keinen Zuspruch. Daher sei für Brunnbauer eine Fusion mit Naturland ein denkbarer Schritt gewesen. So viel ist klar: Über mögliche Kooperationen sprechen Biokreis und Naturland aktuell nicht mehr.

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