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Problem Palmöl

Ob im Duschgel, Shampoo, Fensterreiniger, Brotaufstrich, Schokoriegel oder als Biodiesel im Tank: Palmöl und Palmkernöl sind allgegenwärtig. Lebensmittelhersteller und die chemische Industrie greifen gerne zum vielseitig einsetzbaren Rohstoff – nicht zuletzt, weil er vergleichsweise billig ist. Doch die Produktion von Palmöl bringt etliche ökologische und soziale Probleme mit sich, wie die Autoren Frauke Fischer und Frank Nierula im Buch „Der Palmöl-Kompass“ aufzeigen.

Auf den ersten Blick hat die Ölpalme im Vergleich zu anderen Ölpflanzen die Nase vorn, denn sie benötigt gemessen an der Ölausbeute deutlich weniger Anbaufläche und Düngemittel. Auf einem Hektar lässt sich durch Ölpalmen fünf mal mehr Pflanzenöl gewinnen, als dies beispielsweise mit Raps möglich ist. Zudem sind alle paar Wochen Fruchtstände reif, so dass auf den Plantagen kontinuierlich geerntet wird und sowohl das Fruchtfleisch wie auch der Kern liefern hochwertige Pflanzenöle mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Die Kehrseite der Ölpalme

Palmöl
oekom verlag / 20,00 Euro

Allerdings benötigen Ölpalmen ein besonderes Klima. Die optimalen Anbauregionen liegen daher zwischen 15 Grad nördlich und zehn Grad südlich des Äquators. Dort sind jedoch unter anderem die Regenwälder Indonesiens und Südamerikas, die artenreichsten Regionen der Erde. Diese werden von Palmölpantagen verdrängt; aus Vielfalt wird dann Monokultur soweit das Auge reicht. Zudem geht ein wichtiger CO2-Speicher verloren und der Klimawandel wird weiter angeheizt.

Flora und Fauna verlieren ihre Lebensgrundlage ebenso wie Menschen, die im und vom Regenwald leben. Harte körperliche Arbeit, fehlende Schutzkleidung beim Ausbringen von Pestiziden und niedriger Lohn sind nur die Spitze des Eisbergs der sozialen Schieflage rund um Palmöl.

Auf Palmöl verzichten

Die Industrie wird in absehbarer Zeit wohl kaum völlig auf Palmöl verzichten. Zu billig und vielseitig ist der begehrte Rohstoff. Selbst für bewusste Konsumenten ist der Verzicht nicht einfach. Bei Lebensmitteln ist Palmöl als Zutat zwar aufgeführt, kann sich allerdings auch hinter einem Zusatzstoff – die berühmten E-Nummern – „verstecken“.

Auch „Sodium Laureth Sulfate“ in Reinigungs- und Körperpflegemittel können aus Palmöl gewonnen sein. Orientierungshilfe bietet ein dem Buch beiliegender Einkaufshelfer im Form eines Faltblatts. Im Buch selbst gehen die Autoren detailliert auf die wichtigsten Siegel mit deren Vor- und Nachteilen ein.

Frauke Fischer und Frank Nierula ist ein allgemeinverständlicher Einblick in den Palmöl-Kosmos vom Anbau bis zu den Endprodukten in unserem Alltag gelungen. Das Autorenduo liefert etliche Hintergründe, Fakten und Zahlen. Das Tüpfelchen auf dem i wäre gewesen, zumindest ein vorbildiches Palmöl-Projekt detailliert vorzustellen. Ökologisch und sozial nachhaltiger Anbau ist möglich.

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