Paukenschlag vergangenes Jahr im Februar: Rapunzel Naturkost kündigte die vollkommene Abkehr von Rabatt-Aktionen an, und legte in seiner kurz darauf gestarteten Fairwerte-Kampagne den Fokus auf Aufklärung über ökologische Vorteile. Seitdem ist die Kundschaft allerdings aufgrund gestiegener Energiepreise und Inflation beim Lebensmitteleinkauf sparsamer geworden, der Bio-Fachhandel verzeichnet Umsatzrückgänge. Um ihn zu unterstützen, bietet Rapunzel Naturkost seit vergangenen Oktober wieder ausgewählte Produkte zu Aktionspreisen an.
„Verbraucher suchen heute nach anderen Werten. Und da wollen wir als einer der großen Bio-Akteure ein Tabu-Thema brechen. Wir sagen ganz klar, dass wir keine Rabatte mehr anbieten. Und statt über Preise lieber über den Mehrwert von Bio-Produkten sprechen“, sagte Leonhard Wilhelm, einer von drei Geschäftsführern Rapunzel Naturkost, dem Fachmagazin BioWelt im vergangenen Frühjahr. In den ersten beiden Jahren der Pandemie schoss die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in die Höhe, vieles avancierte zum Selbstläufer. Alleine 2020 verzeichnete die Bio-Lebensmittelbranche ein sattes Umsatzplus von 22 Prozent. Die Vorzeichen haben sich seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine um 180 Grad gedreht. Hochpreisige Bio-Produkte sind teils schwer vermarktbar.
Für den Bio-Fachhandel preislich flexibel bleiben
„Alle Händler sind grundsätzlich in ihrer Preisgestaltung frei, das ist auch gesetzlich so geregelt. Daher schlagen wir eine unverbindliche Preisempfehlung vor“, betont Eva Kiene, Pressesprecherin Rapunzel Naturkost, Grundsätzliches. Im Rahmen der im März vergangenen Jahres initiierten Fairwerte-Kampagne schaffte das Unternehmen die 14tägigen Rabattaktionen ab. Seit dem vergangenen Oktober können Fachhändler ein Mal im Monat ein von Rapunzel ausgewähltes Produkt vergünstigt beziehen, wofür jeweils ein Aktions-Verkaufspreis vorgeschlagen wird.
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„Wir möchten gut mit dem Bio-Fachhandel zusammenarbeiten.“ Kiene zeigt sich trotz der dort zu verzeichneten Umsatzrückgänge generell optimistisch. Zwar spüre das Unternehmen ebenfalls, dass die Kundschaft vermehrt zu Handelsmarken im Preiseinstiegssortiment greift, aber: „Verglichen mit den Zahlen von 2019 wachsen wir immer noch organisch. Wir sind zufrieden.“
Rapunzel und Tochterunternehmen Zwergenwiese im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel
Nachtrag 24. August 2023: Mittlerweile haben ausgewählte Produkte von Rapunzel und Zwergenwiese bei den konventionellen Lebensmitteleinzelhändlern tegut und Feneberg Einzug gehalten. Damit sind die Marken erstmals nicht mehr alleinig dem Bio-Fachhandel vorbehalten. Hauptgrund: Vermehrt greift die (preissensibler gewordene) Kundschaft beim konventionellen Lebensmitteleinzelhandel und Discount zu Bio-Produkten. Schon lange liegt es im Trend, dass kleinere Bio-Fachgeschäfte schließen, zuletzt geriet unter anderem die Bio-Supermarktkette Basic in die Insolvenz und wurde an tegut verkauft, die übernommenen Standorte werden in tegut-Filialen umgewandelt. „Allein 2022 verloren wir rund 300 Handelskunden. Wir hatten nie die Intention, aus dieser Fachhandelslandschaft groß auszubrechen“, sagte Rapunzel-Geschäftsführer Leonhard Wilhelm in einem Interview im Fachmagazin BioWelt.
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